Eine kleine Hilfe zum Verstehen und Mitreden am Spielfeldrand.
Die Frühjahrssaison steht vor der Tür und wieder werden mehr Zuschauer als erwartet zu den Spielen unserer Mannschaften kommen. Solche Zuschauer, die nicht seit Kindesbeinen bei Rugbysanktpauli sozialisiert worden sind, vielleicht aus entfernteren Landesteilen stammen oder auch früher bei anderen Sportarten zugesehen haben, sind manches Mal über die unterkühlte Art und die wenig überschwänglichen Kommentare am Spielfeldrand irritiert. Dies gehört aber irgendwie zum Lokalkolorit und zur Clubtradition.
Hier ein kleines Glossar, das allen Zugewanderten vielleicht eine Hilfe ist, zum einen, um uns besser zu verstehen, zum anderen, um möglichst schnell wie echte Paulianer mitzureden:
afglitscht ironische Bemerkung zu einem verpassten Tackle, allerdings nur vom Gegner. Passiert es einem eigenen Spieler, heißt es „olala !“ ( mit leichtem Stirnrunzeln ).
also sach mah ! höchste und schärfste Form der Kritik am Schiedsrichter, der wieder einmal die Neigung hat, die eigene Mannschaft durch krasse Fehlentscheidungen zu benachteiligen.
altdeutsch lobender Kommentar zu einem einfachen Spielzug ohne modischen Firlefanz wie 20 Phasen, der dem Gegner aber weh tut ( z.B. „Up and Under“ ).
die lernen das nie! Eingeweihte wissen, welcher Verein damit gemeint ist, wir jedenfalls nicht.
er schon wieder ! Vorstufe der Schiedsrichterkritik, noch leicht resignierend.
fast wie wir früher ganz großes Lob für die eigene Mannschaft, bleibt aber regelmäßig dem internen Kreis der Ü 60-Veteranen (sogenannter „Kuchenblock“) vorbehalten.
Fußballvater ironisch gemeintes Schimpfwort, gemünzt auf Väter, die sich bei Spielen ihres Nachwuchses laut und erregt am Spielfeldrand äußern.
gahnichsoschlecht abschließender Kommentar bei deutlichem Sieg der eigenen Mannschaft, wenn er mit möglichst viel Handspiel der Hintermannschaft erzielt wurde, somit höchste Form der Begeisterung.
gib mal zehn dies gilt nicht der Mannschaft, sondern dem Platzwart, der 10 Flaschen von dem ursprünglich direkt im Stadtteil St. Pauli gebrauten Astra-Bier rausgeben soll. Will man sich als snobistischer Gourmet outen, bestellt man „2 mal grün“ ( Jever ) oder „2 mal braun“ (Holsten).
Kinnerkram kritische Bemerkung zu halbherzigem Foulspiel der eigenen Mannschaft, wenn dies ohne richtigen Grund und ohne tatsächliche Einwirkung auf den Gegner passiert.
Leimie Engländer, meint manchmal auch unter Missachtung aller Feinheiten die übrigen Bewohner Großbritanniens
Pauli Name aller Rugbyteams des FC St. Pauli von 1910 e.V. von U 8 bis ganz alt. Will man also unbedingt eine Anfeuerung loswerden, kann man schon mal „Los Pauli !“ rufen.
Rugby-de-soleil Deutsche Fassung: „Sonnenrugby“, ein ganz hohes Lob, aber auch ziemlich selbstironisch, wenn die eigene Hintermannschaft mit vorher nie gesehenen Passkombinationen zum Erfolg kommt
Sankt-Pau-Li ! rhythmischer Schlachtruf, allerdings nur in der Gruppe und äußerst selten. Ist besonderen Anlässen vorbehalten, z.B. Meisterschaftsendspiel der Frauen, oder um beim Stand von 0:80 Stolz und Solidarität zu zeigen.
Schwamm-drüber-Blues Den bekundet man singen zu wollen, wenn man nach einer Niederlage nach hause geht. Obwohl dies nicht selten passiert, kennt ihn doch keiner.
Wer sünd denn de annern ? Standardfrage nach dem Namen des Gegners, wenn man als Zuschauer zum Platz kommt. Klingt überheblich, ist aber nicht so gemeint. Realer Hintergrund ist, dass man als echter Paulianer die eigene Mannschaft sehen und Freunde treffen will, egal aus welchem Anlass.
Text: J.M.
Bild: k.a.