Herrliches Rugby-Wetter, ein erstaunlich guter Rasen, eine schöne Kulisse und zwei hochmotivierte Mannschaften versprachen am gestrigen Sonntag alles was ein schöner Rugby Tag einem so bieten kann. Und so prognostizierte Kapitän Julian direkt vor dem Anpfiff auch „Das wird ein geiler Tag für uns heute„ und sollte damit auch Recht haben. Zumindest bis kurz nach der Halbzeitpause, von da an entglitt der Mannschaft von Trainer Mick das Spiel leider nach und nach immer mehr und eine 15:0 Führung wurde tatsächlich noch verspielt.
Dabei kamen unsere Braun-Weißen sehr gut in diese harte, aber, von einigen Ausrutschern abgesehene, wirklich fair geführte Partie. So schenkten sich beide Teams am Anfang nicht viel, gingen hart in Angriff und Verteidigung zu Werke und egalisierten sich nahezu komplett. Dies dauerte bis zur 18. Minute als unsere Braun-Weißen mit einem Straftritt die ersten Punkte machen konnten und 3:0 in Führung gingen. Damit war dann auch die stärkste Phase unserer Mannen eingeläutet und angetrieben von unseren starken Stürmern übernahm St.Pauli das Kommando auf dem Platz. Im Sturm absolut dominant in Gedränge und Gasse und in der Hintermannschaft gewohnt angriffslustig, entstanden nach und nach vielversprechende Angriffsphasen. Doch leider fehlte an diesem Tag die Leichtigkeit und Coolness der vergangenen Spiele und zwei, drei nahezu 100%ige Chancen wurden nicht schön anschaubar leichtfertig verdattelt. Dass sich das später böse rächen sollte, war zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht absehbar. Insbesondere nicht als der bockstarke Johann K. in Minute 26 einen getretenen Ball ablockte, diesen aufnehmen, Richtung schwarz weißem Malfeld stürmen konnte und der toll mitgelaufene Vini den ersten Versuch des Tages legen durfte. Als sich unsere Stürmer nur 4 Minuten später ins Lindener Malfeld tankten und Versuch Nummer zwei zur 15:0 Führung legten, war das Braun-Weiße Auge spätestens da geneigt zu glauben, das Spiel wäre fest in eigener Hand und der Sieg nicht mehr verhandelbar. Die Blase platze allerdings noch direkt vor der Halbzeit, als unsere Stürmer im Gedränge erstmalig Probleme bekamen und unsere Jungs hinten nur noch durch mehrmalige Abseitsstellungen verteidigen konnten. Im Zuge dieser Welle an Straftritten konnte sich Victoria dann durchsetzen und zum 15:7 verkürzen, und so ging es dann auch in die Pause. Mit dem Anpfiff zu Hälfte Zwei nahm das Spiel aus unserer Sicht dann leider einen weniger angenehmen Teint an. Zwar griffen unsere Jungs die ersten 10 Minuten weiter munter an und kamen auch dicht ans gegnerische Malfeld ran, dies aber leider ohne Kopf und zum Teil auch Sinn und Verstand. So wurden Überzahlen nicht gesehen oder ignoriert und unsere Stürmer erlaubten sich nun auch mehr und mehr Schwächen in den Standards. So kam es, wie es kommen musste und Victoria hatte den Glauben an sich wiedergefunden und nahm das Zepter nun in die Hand. Wütende Angriffe auf unser Malfeld waren die Konsequenz und die Nerven unserer 15 Braun- Weißen lagen etwas blank. So wurden in dieser Phase gefühlte 40 Straftritte aus den unterschiedlichsten Motiven hergegeben und von der Souveränität der Verteidigung in den letzten Wochen, war nicht mehr viel zu sehen. Als der Schiedsrichter nach einem Gedränge auf Strafversuch entschied und Victoria sechs Minuten später einen Straftritt zur 17:15 Führung setzen konnte, war das Spiel dann moralisch auch endgültig gedreht. Was das Spiel jetzt zu bieten hatte, war Spannung pur. Rein spielerisch gesehen abgeflacht und von vielen Fehlern geprägt, blieb eigentlich nur die Frage wer es wohl schaffen könnte, noch irgendwie zu Punkten zu kommen. Und das sollten tatsächlich 5 Minuten vor Schluss unsere 1. Herren sein, als Johann S. Nerven behielt, einen Straftritt aus knapp 30 Metern über die Stangen setze und wir wieder mit einem Punkt vorne lagen. Doch nur zwei Minuten später war es mit dem „geilen Tag“ dann endgültig vorbei, als einer von vielen kleinen Fehlern zu einem erneuten Straftritt für Victoria führte und sich dessen Nummer 10 diese Gelegenheit nicht nehmen lassen wollte und die letzen drei Punkte des Tages zum Endstand von 20:18 markierte.
Alles in allem, muss man nach so einem Spiel sagen, verdient verloren, aber ganz sicherlich auch kein Weltuntergang. Wie viel Potenzial in unserer jungen Truppe steckt, ist auch gestern phasenweise wieder deutlich geworden und dass ein Lernprozess manchmal auch wehtut ist nun auch nichts Neues. Trainer Mick hat jetzt zwei Wochen Zeit das Spiel aufzuarbeiten, an den richtigen Schrauben zu drehen und dann geht es am 7. November zum nächsten schweren Auswärtsspiel zu Hannover 78 II
Fotos: Tom