1. Herren verlieren Abstiegskrimi

In einem über weite Strecken niveauarmen letzten Spiel kassierten unsere 1. Herren gegen RK03 eine 19:24 Niederlage und beenden die Saison damit auf dem letzten Tabellenplatz. Die Berliner hingegen sicherten sich den 6. Platz und spielen damit fest in der 1. Liga nächstes Jahr.

Eigentlich hätte alles schön werden können. Trockenes, nicht zu warmes Wetter, viele Zuschauer*innen und die Grundstimmung eines Endspiels. Und ganz eigentlich sah es auch so aus als würden unsere Mannen den äußerst positiven Spieltrend fortsetzen und an die ansprechenden Leistungen der Rückrunde anknüpfen. So gehörte die erste halbe Stunde deutlich unseren Mannen, ohne wirklich tolles Rugby zu spielen. Dies reichte aber aus, um die Berliner des Öfteren in arge Not zu bringen und sich die eine oder andere Chance raus zuspielen. Folgerichtig stand es dann nach einem feinen Hintermannschaftsangriff und einem durch den Sturm erzwungenen Strafversuch nach 29 Minuten 14:0 für uns. Auch die im gleichen Atemzug verhängte gelbe Karte für eine Berliner 1. Reihe machte durchaus Mut, dass dieser Tag mit einem Sieg und dem sicheren Klassenerhalt enden wird. Doch frei nach Hildegard Knef, von nun an gings bergab. Noch vor der Halbzeit stellten unsere Männer die Verteidigung auf Minimalbetrieb und kassierten in Überzahl den Anschlussversuch zum 14:7.

War der braun-weiße Rugbyfan zur Pause noch geneigt, das knappe Ergebnis als reine Spannungserhaltungsmaßnahme zu sehen, witterten die robust auftretenden Berliner ihre Chance. Wie sich zeigen sollte, nicht zu Unrecht. In der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein ziemlich ausgeglichenes Spiel mit einigen Chancen, allerdings auch mit ebenso vielen Dummheiten auf beiden Seiten. Dennoch darf man völlig neutral zugestehen, dass sich unsere Jungs etwas mehr Spielanteile erarbeiteten und nach rund 60 Minuten eher am Drücker waren. Und als der Ball dann tatsächlich im Malfeld zum 19:7 lag, war die Freude groß. Selbst die größten Pessimisten glaubten nun an den Erfolg, insbesondere als unsere Männer, wie zur finalen Bestätigung, jetzt auf die endgültige Entscheidung drängten. Leider, warum auch immer, zusehends hektischer, unruhig und ideenlos. Als sollte sich an diesem Tag der Kreis zum Saisonauftakt gegen Hannover 78 schließen, wurden jetzt teilweise haarsträubende Entscheidungen getroffen, die nicht nur einen höheren Punktestand verhinderten, sondern auch RK wieder ins Spiel ließen. Straftritte wurden nicht gesetzt, Gassen überworfen, Überzahlen übersehen, Tackles nicht gemacht. Und was auch immer bei den Berlinern in dieser Saison schiefgelaufen ist, haben sie erst mal die Chance, spielen sie durchaus patent Rugby. Nicht wirklich begeisternd, aber durchaus mit Herz, griffen diese nun an, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Vorne wirklich hart und hinten zumindest agiler als unsere, war der Versuch zum 19:14 dann auch durchaus verdient. Wer an diesen Ausdruck glaubt, das Momentum lag nun eindeutig bei den Schwarz-Gelben aus Berlin. Während unsere Mannen versuchten so gut es ging eine Art Linie beizubehalten, rannten die Spieler des RK mit jedem Ball, den sie in die Finger bekamen völlig entfesselt in Richtung unseres Malfeld. Und auch der 19:19 Ausgleich, drei Minuten vor Schluss, und der damit gesicherte Klassenerhalt reichte den Weißenseeern nicht aus. In der 81. Minute lag der Ball wieder in unserem Malfeld und es stand sogar 19:24. Wer nun glaubte es sei vorbei, hatte Recht. Vorher wurde es aber tatsächlich noch mal aufregend. Gedanklich vielleicht schon bei der Siegesfeier, machten es die Berliner durch zwei gelbe Karten noch mal selbstverschuldet spannend. War das hohe Tackle in Minute 84 eher unglücklich, war das Runterziehen des Paketes in Minute 85 schon ziemlich doof. So gab es in der 86. Minute tatsächlich nochmal Mitte Goal und in zweifacher Überzahl, Straftritt für unsere Braun-Weißen. Nun ist es hinterher immer leicht taktische Bedenken zu äußern, insbesondere als Zuschauer*in. Diesen allerletzten Straftritt aber kurz anzuspielen und den Ball im Kontakt zu verlieren, war dann irgendwie die spielerische und emotionale Zusammenfassung dieser ganzen Saison. Als um 17.33 Uhr der Schlusspfiff ertönte war klar, dass es leider, aber folgerichtig nur zum letzten Tabellenplatz und dem direkten Abstieg reichen sollte.

Am Ende des Saisonfinales ein weiteres Mal ein unglückliches, wenn auch nicht unverdientes Ergebnis. Wir gratulieren dem RK03 Berlin zum Klassenerhalt. Eine sympathische Mannschaft, die es verdient hat oben zu bleiben. Wie es bei uns weitergeht steht noch etwas in den Sternen. Die Gesamtlage der ersten und zweiten Bundesliga ist im Moment noch nicht wirklich zu durchschauen. Formell geht es für uns im nächsten Jahr in Liga 2 weiter, da müssen und werden wir mit leben.

Wir bedanken uns beim Schiedsrichter-Team für die unaufgeregte, wie souveräne Leitung des Spiels und bei den vielen, treuen Zuschauer*innen für die tolle Unterstützung an diesem Tag und der ganzen Saison!

Fotos: Gaelle und Marco